Vater , die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn,
damit der Sohn dich verherrliche. (Johannes 17: 1)
Jesus aber antwortet ihnen und spricht: Die Stunde ist gekommen,
daß der Sohn des Menschen verherrlicht werde. (Johannes 12: 23)
Unter den Volksmassen, die sich zum Passahfest in Jerusalem versammelten, fanden sich wie jedes Jahr auch zahlreiche Nicht-Juden. Durch das Zusammenleben mit Juden in der Zerstreuung hatte sie eine Ahnung von und eine Sehnsucht nach dem Gott dieser jüdischen Außenseiter erfaßt. Diesem Gott wollten sie durch die Wallfahrt nach Jerusalem begegnen. Auch bis zu ihnen sind die Gerüchte über diesen Rabbi aus Galiläa gedrungen, der durch seine vollmächtigen aber auch ’provokativen’ Reden – bekräftigt durch atemberaubende Wundertaten (Zeichen nennt sie Johannes absichtsvoll) Jerusalem in erwartungsvolle Erregung versetzte.
Als “Sohn Davids“, das heißt als designierten Thronfolger, hatten ihn die Volksmengen am ersten Tag dieser Woche proklamiert wie auch Tage zuvor der blinde Bartimäus in Jericho. Als Bürger des römischen Imperiums hatten sie eine lebhafte Vorstellung von der Glorie, mit denen seine Beherrscher sich umgaben. Auch die Zeugnisse des AT von der Pracht und Herrlichkeit Salomos, des berühmtesten “Sohnes Davids“, waren ihnen vertraut. Vergleichbares – wenn nicht Großartigeres – suchen sie jetzt auch bei DEM Sohn Davids, nach dessen ’Verherrlichung’ die Volksmenge fiebert.
Ihnen wie auch immer wieder uns muß Jesus die Maßstäbe auf das göttliche Maß zurechtrücken. In der Stunde seiner und des Vaters Verherrlichung offenbaren die beiden ihr herrliches Wesen auf eine Weise, die zu diesem Zeitpunkt weder die Jünger noch die Festpilger erfassen können. Bis zum heutigen Tag erregt dieser für alle Zeitgenossen unsäglich schimpfliche und grauenvoll grausame Tod am Kreuz den Abscheu und Widerwillen des natürlichen Menschen. Es ist ihm unmöglich, genau in diesem Skandal und in dieser Torheit die alles andere in den Schatten stellende Offenbarung des herrlichen Wesens Gottes zu erkennen: Seine Gerechtigkeit, Seine Weisheit, Seine Heiligkeit und – alles überragend – Seine Retterliebe.
So wurde es schon im Namen Jesus als Programm proklamiert und vom Täufer verkündet: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ Nirgends und niemals erstrahlt die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes heller als hier, in dieser Stunde. Lassen wir uns durch keine anderen ’Herrlichkeiten’ blenden!
– RF